Culture & Health
Künstlerische Therapien in der medizinisch-therapeutischen Forschung und Praxis
13. bis 15. November in Berlin
DAGTP - PROGRAMM:
15.30 Uhr: Mitgliederversammlung des DAGTP e.V.
17.15 Uhr: Öffentliche Filmvorführung und Gespräch
„Eine Million Sandkörnchen“
Der Film zeigt eine von der Psychotherapeutin Dr. Eva Pattis Zoja entwickelte
Therapiemethode, die den Opfern psychischer Traumata hilft, das Unsagbare ihres
Erlebens ohne Worte auszudrücken. Zur Vorschau
Dr. Eva Pattis und der Dokumentarfilmer Andrea Deaglio Film für Fragen und Austausch anwesend.
9.45 Uhr: Vortrag 1 und Gespräch
Dr. Eva Pattis Zoja
Expressive Sandarbeit - was braucht die kindliche Seele, um sich selbst regulieren zu können?
11.15 Uhr: Workshop A bis H
12.45 Uhr: - PAUSE -
13.45 Uhr: Vortrag 2 und Gespräch
Prof. Juliane Melches
Von der Sehnsucht und der Sorge eine Spur zu hinterlassen
15.00 Uhr: Verabschiedung
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INFORMATIONEN ZU VORTRÄGEN UND WORKSHOPS
Vortrag 1:
Expressive Sandarbeit - was braucht die kindliche Seele, um sich selbst regulieren zu können?
Dr. Eva Pattis, Psychoanalytikerin (C.G.Jung), Spieltherapeutin
Expressive Sandarbeit ist eine auf Ehrenamt beruhenden Intervention in psychosozialen Notlagen, die heute in zwölf Ländern angewandt wird. Dr. Eva Pattis Zoja entwickelte die Expressive Sandarbeit in Anlehnung an die Analytische Psychologie (C.G. Jung) und der Sandspieltherapie (Dora Klaff). Betroffene psychischer Traumata ermöglicht die Expressive Sandarbeit das Unsagbare ohne Worte auszudrücken.
Vortrag 2:
Von der Sehnsucht und der Sorge eine Spur zu hinterlassen
Prof. Juliane Melches, Dipolm Psychologin, Prof. für Kunsttherapie, Systemische Therapeutin
Drei essentielle kunsttherapeutische Wirkfelder werden benannt und anhand von Beispielen aus der Bildenden Kunst und Kunsttherapie beleuchtet.
Sehnsucht und Sorge stehen mit der Spur in einem oft komplexen, durch ambivalente Verschränkung gekennzeichneten Verhältnis.
Die Spur als Sinnbild und Beleg menschlicher Existenz und Wirkmacht wird als wiederkehrendes Motiv den Vortrag durchziehen
Workshop A bis H
WS A (ausgebucht):
Kunsttherapie in Familienkonstellationen
Annette Haas, Kunsttherapeutin, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie in Ausbildung. Anhand von Fallbeispielen aus dem Klinikalltag werden Möglichkeiten aufgezeigt, kunsttherapeutisch mit Familien, gezielt ausgewählten Eltern-Kind- oder auch Geschwisterkonstellationen zu arbeiten.
Diese gestalterischen Interaktionen bieten Hilfe zur Erkennung familiärer Muster und bei der Diagnostik. Sie können konkret die Lösung von Konflikten und problematischen
Entwicklungsprozessen unterstützen und funktionale Interaktion innerhalb der Familie
bestärken
WS B (ausgebucht):
Kunsttherapeutische Intervention zur Integration des Psychoseerlebens
Dannica Litzen, Gestaltungstherapeutin/Klinische Kunsttherapeutin (B.A.)
Die Schwarzlichtmethode wurde von Dannica Litzen vor dem Hintergrund ihrer kunsttherapeutischen Tätigkeit mit Psychoseerfahrenen entwickelt und beforscht.
Der Workshop stellt die Methode in Selbsterfahrung vor.
Die Teilnehmer:innen erleben den Ablauf der Methode, die Materialerfahrungen mit fluoreszierenden Farben unter Schwarzlicht zu malen und gehen dazu im Anschluss in den
Austausch. Abgerundet wird der Workshop mit einem theoretischen Input zur erlebten kunsttherapeutischen Intervention.
WS C (ausgebucht):
Innovative Methoden & Interventionen von Künstlicher Intelligenz (KI) in der Kunsttherapie
Niko Mainaris, Gestaltungstherapeut/Klinischer Kunsttherapeut (B.A.)
Kurze Einleitung in die Geschichte und Entwicklung der KI Beschreibung & Funktion von textbasierten Bildgeneratoren Fallbeispiel & Bezug zu herkömmlichen Methoden der KT und Experimentelle Testversuche mit den Workshopteilnehmer:innen
WS D (ausgebucht):
Von goldenen Spuren – Ein transformativer Weg der Traumabewältigung
Yuko Miyata, Kunsttherapeutin (M.A.) Gestaltungstherapeutin/Klinische Kunsttherapeutin Wie fühlen Sie sich, wenn Ihr Lieblingsgeschirr zerbricht? – Das Zerbrechen ist kein Ende, sondern der Beginn einer Transformation.
„Kintsugi“ ist eine traditionelle japanische Technik aus dem 15. Jh., bei der zerbrochene Keramik mit Gold repariert wird. Es geht nicht um die Wiederherstellung des ursprünglichen Zustands, sondern darum, die Bruchstellen nicht zu verbergen, sodass durch ihre Imperfektion etwas Neues und Wertvolles entsteht. Heute wird „Kintsugi“ zunehmend in therapeutischen Kontexten als Metapher für Traumabewältigung verwendet. Schmerzliche Traumata lassen sich nicht ungeschehen machen, aber der Kintsugi-Prozess spiegelt diese Verarbeitung und die Neugeburt wider. Dieser symbolische Ansatz wird in einem praktischen Workshop und anhand von Fallbeispielen vorgestellt.
WS E (ausgebucht)
Figur, Körper, Übergangsobjekt - skulpturale Arbeit mit Filzwolle
Eva Petrat, Kunst- und Gestaltungstherapeutin (B.A.) Lehrtherapeutin DAGTP
Skulpturale Arbeit mit Filzwolle wird vorgestellt und ausprobiert. Das warme, weiche und leicht zu bearbeitende Material bietet sich zur Erarbeitung von Figuren, Skulpturen, Körpern, Übergangsobjekten und "Nestern" an. Die Arbeit mit der Filznadel wirkt rhythmisierend und beruhigend. Das taktile Erleben schließt an frühe Erfahrungen an.
Nach einer kleinen praktischen Übung werden Anwendungsmöglichkeiten und Wirkungen in der therapeutischen Praxis gemeinsam besprochen.
WS F (ausgebucht)
Verbindungen schaffen – Materialerfahrungen und Dreidimensionales Gestalten in der Kunsttherapie
Prapatti S. Starke, Gestaltungstherapeutin/Klinische Kunsttherapeutin (DAGTP)
Mixed Media -das Kombinieren verschiedener Materialien- entstand als revolutionäre künstlerische Strategie zu Beginn des 20. Jhs. und steht heute noch für ein erweitertes Kunstverständnis.
In diesem praxisorientierten Workshop sind die Teilnehmer*innen eingeladen, sich auf eine intensive, dreidimensionale Materialerfahrung einzulassen.
Wir erforschen unterschiedliche Qualitäten und Möglichkeiten von „Verbindung“ im gestalterischen Prozess. Holz, Pappe, Draht, Schnüre, Stoffe, Farbe, Klebebänder, Naturmaterialien und andere Fundstücke, werden zu unserem Ausdrucksmedium. Sie fordern uns auf, ihre Sprache, die Eigenheiten des Materials, kennenzulernen.
Anhand des Themas „Verbindung“ reflektieren wir die symbolischen Handlungen im Schaffensprozess und die Anwendungsmöglichkeiten von mixed media in der therapeutischen Praxis.
WS G (ausgebucht)
Collage: Fragment, Resonanz, Prozess und Ver.Bindungen
Prof. Dr. med. Ralf Bolle, Facharzt für psychosomatische Medizin
Die Collagearbeit eröffnet einen Erfahrungsraum, in dem Fragmente, Fremdkörper und getrennte Teilbereiche gesammelt, geschichtet und neu gefügt werden. Persönliche Materialien, Fotos und Fundstücke verdichten sich zu neuen Ordnungen, in denen Erinnerungen und Übergänge sichtbar werden. Im Workshop wird die Collage praktisch erprobt und ihre psychodynamische Bedeutung für die kunstpsychotherapeutische Praxis reflektiert. Dabei ist bedeutsam, die Bruchstellen nicht zu verdecken, sondern sichtbar zu lassen – als Metapher dafür, dass auch aus Fragmenten und Verletzungen Neues und Wertvolles entstehen kann. Bitte Klebstoff und Schere mitbringen.
WS H (ausgebucht)
Im Schatten der Blicke – Scham in der Kunsttherapie
Stefanie Portele, Dipl. Kunsttherapeutin (FH)
Es ist ein starkes, häufig verdecktes und für den Betroffenen ein lähmendes Gefühl. Wer sich schämt, möchte sich zurückziehen, sich verbergen, im Boden versinken – und vor den Blicken anderer sich schützen. Auch in Therapien können schambesetzte Themen unausgesprochen- und im Verborgenen bleiben. Scham ist nicht nur für Patient*innen herausfordernd, sondern auch für Behandler*innen. Häufig wird der schmerzhafte Affekt abgewehrt oder unkenntlich gemacht. Morrison beschreibt, dass Scham die Erinnerung des Therapeuten an eigene Schamerfahrungen blockieren kann – und damit dieselbe Tendenz zum Verheimlichen hervorruft. Eine besondere Ressource bietet das Atelier. Hier kann ein sicherer Ort entstehen für „hässliche Malerei“ oder – wie Tiedemann sagt – ein „Sicherheitslabor für unangenehme Gefühle“.
In diesem Workshop nähern wir uns dem Phänomen Scham theoretisch und praktisch: Welche Haltungen und Methoden sind hilfreich, ohne erneut zu beschämen? Dabei stehen stabilisierende und Sicherheit gebende Methoden im Vordergrund.
Bitte bringen Sie drei kleine Gegenstände mit, die Sie heute morgen weggeworfen hätten.
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DIE DOZENT:INNEN
Dr. Eva Pattis
Psychoanalytikerin nach C.G. Jung in Mailand/Italien, Sandspieltherapeutin
Seit 2008 Erarbeitung der Methode der „Expressiven Sandarbeit“
Prof. Juliane Melches
Professorin für Kunsttherapie, Diplom Psychologin, Systemische Therapeutin, Künstlerin
Seit 2024 Leitung des Masterstudiengangs Bildnerisches Gestalten und Therapie an der AdBK, München
Annette Haas
Kunsttherapeutin (MA), tätig in der Kinder- und Jugendpsychiatrie Esslingen.
Systemische Therapie und Beratung
Kinder- und Jugendlichen- Psychotherapie in Ausbildung.
Dannica Litzen
Ergotherapeutin, Gestaltungstherapeutin/Klinische Kunsttherapeutin (B.A.)
Interdisziplinäre Psychosentherapeutin (M.A.)
seit 2013 an der Psychiatrischen Uniklinik der Charité im St. Hedwig- Krankenhaus, u.a. im Bereich der Soteriabehandlung
Lehrtherapeutin im Institut des DAGTP
Nico Mainaris
Grafikdesigner (B.A.) Künstlerische Konzeption (M.A.)
Gestaltungstherapeut/Klinischer Kunsttherapeut (B.A.)
Freiberuflicher Visueller Künstler & Kunsttherapeut in Athen
Yuko Miyata
Kunsttherapeut (M.A.), lizenzierte Psychologin (Japan)
bis 2023 in Deutschland tätig als Kunsttherapeutin u. a. im Universitätsklinikum Ulm,
Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie sowie im Vivantes Klinikum Berlin
Derzeit in der traumaspezifischen Ambulanzklinik Mitsuya in Osaka tätig
Eva Petrat
Kunst - und Gestaltungstherapeutin (B.A.), Ergotherapeutin
Seit langem als Kunst- und Gestaltungstherapeutin im Bereich
der stationären Psychotherapie und Psychosomatik tätig
Lehrtherapeutin und Supervisorin im Institut des DAGTP
Prapatti Susanne Starke
B.A. Gestaltungstherapeutin/Klinisc
Ralf Bolle
Prof. Dr. med., Facharzt für psychosomatische Medizin,
Lehranalytiker und Supervisor am C.G. Jung Institut, Stuttgart, eigene Praxis.
Stefanie Portele
Dipl. Kunsttherapeutin (FH), HP Psych., Supervisorin, langjährige Erfahrung in der Erwachsenen- sowie Kinder- und Jugendpsychiatrie, Stuttgart, tätig in eigener Praxis.
